Wiener Coleopterologen Verein

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Jonathan Schwarz, ein Biologiestudent aus Kirchschlag bei Linz, hat im Cumberland Wildpark Grünau eine bisher noch völlig unbekannte Insektenart gefunden. Es handelt sich hierbei um eine Schlupfwespe, die den wissenschaftlichen Namen Idiolispa vivarii erhalten wird.
 
Der Cumberland Wildpark lud für den 8. Juni 2022 Botaniker und Insektenkundler ein, die Artenvielfalt im Gelände des Wildparks zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen für die Öffentlichkeitsarbeit im Wildpark verwendet werden. Der Wildpark zeichnet sich durch zahlreiche naturnahe Lebensräume wie extensiv genutzte Wiesen, Wälder und kaum bewachsene Schotterflächen aus. Gute Voraussetzungen für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. So wurden bei den Untersuchungen, bei denen etwa 20 Personen beteiligt waren, zahlreiche Arten gefunden. Der interessanteste Fund gelang Jonathan Schwarz. Er fing ein Exemplar einer Schlupfwespenart, die sein Vater Dr. Martin Schwarz, Mitarbeiter im Biologiezentrum der OÖ Landes-Kultur GmbH in Linz und international angesehener Schlupfwespenexperte, zuhause als weltweit unbekannte Tierart erkannte. „Als ich das Tier unter dem Mikroskop sah, war mir innerhalb weniger Sekunden klar, dass ich so etwas noch nie gesehen habe“, erklärt Martin Schwarz, der die auffällige Art jetzt wissenschaftlich beschreibt und ihm den Namen Idiolispa vivarii geben wird. Die Bezeichnung „vivarii“ ist lateinisch und bedeutet „vom Tiergarten“. Das Tier zeichnet sich unter anderem durch zahlreiche auffallend lange Borsten aus.
Die Lebensweise der neuen Art ist völlig unbekannt. Eine verwandte Art entwickelt sich in den Eikokons von Wolfspinnen, wo jeweils eine Larve der Schlupfwespe die Spinneneier frisst. Bei der neu entdeckten Art ist mit einer ähnlichen Lebensweise zu rechnen. Zukünftige Forschungen sollen das klären.
 
„Dass in unserer 60 ha großen, naturbelassenen Landschaft des Wildparks noch zahlreiche Pflanzen- und Insektenarten wachsen und leben, die man anderswo nur noch selten findet, war uns bewusst. Aber, dass der Tag der Artenvielfalt derartige, und sogar unentdeckte, Schätze zum Vorschein bringt, macht uns sehr stolz!“ Bernhard Lankmaier Geschäftsführer, Cumberland Wildpark Grünau.

Idiolispa vivarii
Am 31. Jänner 2022 ging die erste Version der „Tierwelt Österreichs App“ im Google Play Store und Apple App Store online. In dieser Erstveröffentlichung wurden bereits über 10.000 Tierarten integriert. Den mit Abstand größten Teil bilden dabei die Insekten – über 2000 Käferarten, über 1000 Hautflügler, über 1000 Zweiflügler, sämtliche in Österreich nachgewiesene Wanzen-, Zikaden-, Heuschrecken-, Köcherfliegen-, Netzflügler-, Schaben-, Ohrwürmer- und Libellenarten. Mit der Zeit werden jedoch noch zahlreiche weitere Tierarten das Spektrum erweitern [WEBSITE].
Seit der Gründung am 26.10.1921 haben die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft wesentlich zur Erforschung der Insekten Oberösterreichs, aber auch Österreichs und weit darüber hinaus beigetragen.

Schlupfwespe Hemiteles centumannorum, Foto: Martin Schwarz


Was hat diese Schlupfwespe mit dem Jubiläum zu tun?

• Sie ist etwas ganz Besonderes.
• Sie stammt aus Oberösterreich.
• Sie wurde von einem Oberösterreicher gefunden.
• Sie wurde an einem ungewöhnlichen Ort entdeckt.
• Den Fundort assoziiert man oft mit 100 Jahre.
 
Neue Tierart in Altersheim entdeckt

Im Altersheim in Walding (Oberösterreich) wurde durch einen Zivildiener eine bisher weltweit unbekannte Tierart entdeckt. Es handelt sich dabei um eine etwa 4 mm kleine Schlupfwespenart, die jetzt wissenschaftlich beschrieben wird.

Dass man nicht unbedingt in einen Urwald reisen muss, um etwas völlig Neues zu entdecken, zeigt der Fund einer bisher unbekannten Insektenart aus Oberösterreich. Besonders ungewöhnlich ist der Fundort in einem Altersheim und nicht etwa in einem Naturschutzgebiet, wie man dies erwarten würde.
Jonathan Schwarz, ein angehender Insektenexperte, leistete 2019 im Altersheim in Walding seinen Zivildienst als er dort im Haus eine etwa 4 mm kleine Schlupfwespe entdeckte und in einen Plastikbehälter gab, um sie seinem Vater Dr. Martin Schwarz, einem international anerkannten Schlupfwespenexperten, zu zeigen. Zuvor musste er das Tier noch gegen seine Mitarbeiter „verteidigen“, die es hinauswerfen wollten. Nach eingehender Untersuchung erkannte Martin Schwarz, dass es sich hier eine bisher völlig unbekannte Tierart handelt. 

100 Jahre alt

Diese Schlupfwespenart wird jetzt wissenschaftlich beschrieben und erhält den Namen Hemiteles centumannorum. Das Wort „centumannorum“ ist lateinisch und bedeutet „100 Jahre alt“ und bezieht sich nicht etwa auf das Alter der Bewohner des Altersheims, sondern auf das 100-jährige Jubiläum der Entomologischen (= Insektenkundlichen) Arbeitsgemeinschaft am Biologiezentrum in Linz, deren Leiter Martin Schwarz ist. Diese Arbeitsgemeinschaft wurde am 26.10.1921 gegründet und ist seitdem ein Treffpunkt für an Insekten interessierten Personen in Oberösterreich. Die Mitglieder leisten, überwiegend ehrenamtlich in ihrer Freizeit, einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung der Insektenfauna von Oberösterreich und darüber hinaus. Ihre Arbeiten liefern beispielsweise unersetzliche Daten über die Verbreitung und Gefährdung von Insektenarten sowie zur Veränderung der Insektenfauna aufgrund des Klimawandels. „Jede an Insekten interessierte Person ist herzlich eingeladen, an den Veranstaltungen der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft teilzunehmen. Vorkenntnisse sind keine notwendig.“, erläutert Martin Schwarz. Die Termine sind auf https://linz.entomologie.at zu finden.

Keine Gefahr

Von den Schlupfwespen (Ichneumonidae) dürfte es in Österreich etwa 4.000 verschiedene Arten geben. Die meisten davon sind nur von Spezialisten sicher unterscheidbar und bestimmbar. Sie sind Raubparasiten (Parasitoide), was bedeutet, dass sich eine Larve in der Regel von einem Wirt ernährt und diesen dabei tötet. Wirte sind vor allem verschiedenste Insekten, oftmals Raupen, aber auch Spinnen und deren Eier. Über die Lebensweise der neu entdeckten Art ist nichts bekannt, doch dürften sich ihre Larven wie die der nächstverwandten Spezies von Spinneneiern ernähren. Eine dieser nah verwandten Arten kommt regelmäßig in Häusern vor. Neben dem Fund von Hemiteles centumannorum im Altersheim wurde die Art von Johann Tiefenthaler auch in einer Kleingartenanlage in Linz gefunden. Möglicherweise kommt sie vorwiegend im Siedlungsbereich vor. Weitere Forschungen sind nötig, um dazu gesicherte Angaben machen zu können. Schwarz betont: „Für Menschen ist Hemiteles centumannorum keine Gefahr. Sie kann mit ihrem dünnen Legebohrer nicht durch die Haut stechen.“